Anno 1288

Die Schlacht bei Worringen 1288

Was war die Vorgeschichte zu der Schlacht von Worringen?

 

  • Die Erzbischöfe bekamen im Auftrag des Königs immer mehr Machtpositionen zugeordnet.
  • sie urteilten in Köln als alleinige Stadtherren über jegliche Kapitalverbrechen
  • sie waren die Empfänger der Bannabgaben (heute vergleichbar mit Steuerabgaben) und Zölle
  • seit 1027 trat das hoheitliche Recht des Münzregals hinzu, damit hatten sie die Befugnis, Münzen zu prägen und das Geldwesen im eigenen Herrschaftsbereich zu regeln
  • auch die Marktaufsicht unterstand der bischöflichen Amtsbefugnis, wodurch ihnen die Gründung von Städten gestattet wurde sowie die Festlegung der Marktregeln und -preise
  • Als Vertreter des Erzbischofs fungierten ein Burggraf, immer aus hohem Adel stammend und der erzbischöfliche Vogt, dreimal im Jahr als Richter auf dem Kölner Domhof. Es standen ihnen dabei Schöffen zur Seite, die ebenfalls der Aufsicht des Erzbischofs unterstanden.
Erst mit dem Aufkommen zahlreicher Bruderschaften (lat. fraternitates) im Laufe des 12.Jahrhunderts wurde eine Entwicklung des kommunalen Lebens der Stadt in Gang gesetzt, die schließlich im Verlauf des 13.Jahrhunderts zum fast völligen Verlust der erzbischöflichen Stadtherrschaft führen sollte.

Zu dieser Entwicklung trugen einige Ereignisse bei:

 

die Revolte gegen Erzbischof Anno II. (1074)

  • spontaner Aufruhr als erstes Signal um Teilhabe an der Stadtherrschaft, angeführt von einer kaufmännischen Oberschicht

 

Kaiser Heinrich IV. mit den Bürgern Kölns gegen seinen Sohn Heinrich V. und Erzbischof Friedrich I. (1106)

  • Kölner Bürger legten Eid ab, die Stadt für Kaiser Heinrich IV. halten
    zu wollen und errichteten Wall und Graben zum Schutz
  • Kaiser Heinrich IV. starb am 7.August (1112) in Lüttich
  • Nun hatten die Kölner ihren Rückhalt verloren und unterwarfen sich dem König. Sie erkauften sich seine Gnade mit der bedeutenden Summe von 5000 Mark.

 

Der niederrheinische Aufstand gegen Kaiser Heinrich V. (1114); die Stadt an der Seite ihres Metropoliten

  • Erzbischof Friedrich I. wendet sich gegen den Kaiser und erscheint von 1114 bis 1119 als Zentrum der Opposition gegen die Reichsgewalt
  • 1114 – 1119 sind für die innere Entwicklung der Stadt von großer Bedeutung, denn der Erzbischof hat in dieser Zeit den Kölner Bürgern das Stadtsiegel zugestanden
  • Die Gestaltung des Stadtsiegels ging jedoch vom Bischof und nicht von den Bürgern aus, dieses stellt den hl. Petrus (den Bistumspatron) inmitten eines städtischen Mauerrings dar

Die Schlacht von Worringen, Illustration von etwa 1440/50 aus einer Handschrift der Brabantsche Yeesten von Jan van Boendale.

Kommunale Institutionen im 12.Jahrhundert: Sondergemeinden, Schöffenkolleg, Richerzeche

  • Bevor Köln zu einer Gesamtgemeinde zusammenwuchs gab es innerhalb der Kölner Altstadt sieben Sondergemeinden: St.Laurenz, St.Alban, St.Kolumba, St.Peter, Klein St.Martin, St.Aposteln, St.Brigida; hinzu kamen die Vorstädte Niederich und Obersburg sowie die angegliederten Sondergemeinden von St.Severin, St.Pantaleon/Weyerstr. und St.Christoph
  • diese Sondergemeinden bestanden aus bruderschaftlich organisierten Verbänden
  • auch die Richerzeche organisierte sich im Verlauf der ersten Hälfte des 12.Jahrhunderts nach diesem System
  • Die Richerzeche hat um 1149 die Grundlagen für die spätere städtische Autonomie gelegt.

Städtisches Bürgertum contra Erzbischof. Der schrittweise Ausbau des rechtlichen Status der Stadt von Philipp von Heinsberg (1167-1191) bis Siegfried von Westerburg (1274-1297) und die Schlacht bei Worringen

  • Kaiser Friedrich I. Barbarossa ließ Heinrich den Löwen im Frühjahr 1180 auf einem Reichstag zu Gelnhausen durch den Spruch der Reichsfürsten entmachten.
  • Aus dem Besitz des Löwen erhielt der Kölner Erzbischof Philipp das Herzogtum über Westfalen und Engern
  • Auf dem Höhepunkt seiner planmäßig verfolgten territorialen Bestrebungen legten Kölner Bürger, gegen seine stadtherrlichen Befugnisse, Befestigungen an, welche das städtische Areal flächenmäßig verdoppelten und errichteten eigenmächtig Gebäude
    entlang des Rheinufers am Lein- oder Treidelpfad sowie am Marktplatz.
  • Philipp schloss daraufhin einen Vergleich mit den Kölnern, dieser wurde noch im gleichen Jahr durch den Kaiser bestätigt (hierbei handelte es sich um die erste Barbarossaurkunde)
  • gegen eine Summe von 2000 Mark erkannte der Bischof alle Rechte der Bürger und der Stadt an
  • weiterhin durften die begonnenen Befestigungen „zum Schmuck und Schutz der Stadt“ fortgeführt werden
  • die Barbarossaurkunde hatte den Kölnern im Kampf um die städtische Autonomie einen Zukunft weisenden Erfolg gebracht.
  • im April 1275 wurde vom Papst Gregor X. der neue Erzbischof Siegfried von Westerburg geweiht (1274-1297). Köln arrangierte sich mit ihm sehr schnell, als dieser in einer seiner ersten Amtshandlung den Bürgern versicherte, sämtliche Rechte,
    Freiheiten und Gewohnheiten beachten zu wollen. Im Gegenzug versprach ihm die Stadt seine und des Erzstifts Rechte und Gewohnheiten zu respektieren. Dies war eine bemerkenswerte Neuerung, denn dadurch wurde die Eigenständigkeit und
    Gleichberechtigung der Stadt dokumentiert.
  • Erzbischof Siegfried von Westerburg begann, gestützt auf seine rheinischen und westfälischen Herzogsrechte, mit einer intensiven Territorialpolitik.
  • Er begann mit dem Bau einer Gegenburg, um der ständigen Bedrohung des Jülichen Grafen Wilhelm und deren Burg bei Worringen zu begegnen.
  • Die Kölner wurden misstrauisch, daher musste Siegfried sofort versprechen, nach Überwindung des Jülichers beide Festungen niederzulegen.
  • Anfang 1277 fiel er ins Jülicher Land ein und eroberte im Oktober mit tatkräftiger Unterstützung der Kölner die Worringer Burg, jedoch hielt er sich nicht an das Versprechen den Kölnern gegenüber, die Festungen niederzulegen
  • Zudem erwarb er 1279 die Kölner Burggrafschaft, was die Kölner zusätzlich beunruhigen musste, denn der Besitz wurde der wichtigste Hebel, um auf rechtlicher Basis gegen die Selbständigkeit der Stadt anzugehen.
  • Am 12.07.1287 schloss Siegfried noch einmal mit der Bürgerschaft einen bedeutenden Vertrag, um die Geldmittel für den Entscheidungskampf im seit 1282 schwelenden Konflikt um das Limburger Erbe aufzubringen. Er versprach die dafür erhobenen
    Zölle gleich nach Beendigung des Krieges wieder aufzuheben.
Herzog Johann von Brabant und die vier erschlagenen Luxemburger (links) in der Schlacht von Worringen (Nuova Cronica, 14. Jahrhundert)

Die Schlacht bei Worringen

 

Erst einige Tage vor der Schlacht von Worringen ließ die Stadt die Brabanter Truppen in ihre Mauern und trat dem Bündnis des Herzogs bei.

Am Freitagabend, den 4.Juni 1288 drängten sich die Männer vor dem Kölner Rathaus um den Patrizier Gerhard Overstolz und schlugen ihre Schwerter an die Schilde.

Erzbischof Siegfried bewachte alle Handelsstraßen die nach Köln führten und ließ die Wagenkolonnen plündern, wie ein Raubritter.

Vor den Toren Kölns lagen sich die Heere der mächtigsten Fürsten gegenüber. Am 5.Juni 1288 kämpften diese um die politische Macht im Land und Köln schloss sich den Truppen des Herzogs von Brabant an, denn sie wollten
Erzbischof Siegfried besiegen.

Der Ritter und der einfache Mann kämpften Seite an Seite für die Kölner Freiheit.

Gerhard Overstolz zeigte den Männern einen großen Schlüsselring, an diesem hingen die zwölf Torschlüssel der Stadt. Diese nahmen sie als Unterpfand in einer Kiste mit in die Schlacht, dem Sieger würde die Stadt gehören.

Auf der einen Seite rund um den Hügel der Abtei von Brauweiler und weit in die Ebene hinein standen die Zelte des Erzbischofs und seiner Verbündeten und auf der anderen Seite vor Worringen, zwischen Burg und Fühlingerheide lagerten die Heere der Gegner des Erzbischofs gemeinsam mit dem Grafen Adolph von Berg und dem Oberbefehlshaber Herzog Johann von Brabant. Der Waffenberg der Bauern bestand aus Dreschflegeln, Äxten und Heugabeln und dennoch war der Herzog sicher, dass sie den Erbstreit um die Limburger Länder für sich entscheiden und noch mehr dazugewinnen würden.

Am Morgen des 5.Juni 1288 am westlichen Rand der Fühlingerheide, hoch oben, noch über der Plattform der fahrbaren Festung, prangte das Banner des Erzbischofs.

Über dem ritterbewehrten Maul des Drachens am nördlichen Rand des Schlachtfeldes wehte das Banner des Herzogs.

Fanfaren verkündeten die neunte Stunde und die Schlacht nahm ihren Lauf.

Geschwächt wichen die vordersten Reihen des Herzogs von Brabant zurück und die Grafen und Verbündeten des Erzbischofs waren sich siegessicher, doch die Kölner Schlüsseltruhe stand noch auf dem Karren am nördlichen Rand des Schlachtfeldes in Sicherheit.

Gerhard Overstolz wartete mit seinen Rittern und einfachen Bürgern auf den Befehl zum Angriff.

Die „Freiheit für Köln“ trieb sie im Kampf an.

Viele starben im Kampf, so auch Gerhard Overstolz.

Die Kölner lockten den Streitwagen des Erzbischofs auf sumpfigen Boden, die Räder sanken in den Morast und das todbringende Kastell schwankte. Söldner, Ritter, Kölner und Bauern umzingelten den Erzbischof; und seine Festung nahmen sie im Sturm ein. Sie schlugen jubelnd das Banner von der Plattform, dann führten sie den Erzbischof ab und bewachten ihn.

In der fünften Stunde war die Schlacht zu Gunsten des Herzogs und seiner Truppen entschieden.

Die Verlierer stolperten davon.

Grafen, Hauptleute und der Erzbischof wurden weggeführt. Erst in den Abendstunden erreichten die Kölner mit vielen Verwundeten und ihrer Schlüsseltruhe wieder ihre Stadt.

Mehr als siebenhundert Männer wurden Opfer dieser Schlacht. Die Freiheit von Köln war am Bonifatiustag im Jahre 1288 erstritten und bezahlt worden. Nach der Schlacht beteiligten sich die Kölner an der Zerstörung der erzbischöflichen Burgen Worringen, Neuenburg und Zons, deren Steine verfrachteten sie nach Köln und bauten sie in die Stadtmauer ein.

Im Frühjahr 1298 verfügte Erzbischof Siegfrieds Nachfolger, Wikbold von Holte, die Aufhebung der Kirchenstrafen und die Kölner ließen die Bonifatiuskapelle in Erinnerung an die Schlacht von Worringen weihen, zu der der Rat jedes Mal am Tag der Schlacht (5.Juni = Bonifatiustag) in feierlicher Prozession hinzog.

Walter Dodde und die bergischen Bauern bei der Schlacht bei Worringen, Gemälde von Peter Janssen dem Älteren, 1893

Referat Lukas Heck, Knappe von Graf Heinrich von Virneburg

Quelle:
Der Name der Freiheit
Die Schlacht bei Worringen
Wikipedia

Münzregal:
Das Münzregal war die Bezeichnung für das königliche Hoheitsrecht, die Münzordnung innerhalb des Heiligen Römischen Reiches zu bestimmen.

Der Bund, vertreten durch das Bundesministerium der Finanzen (BMF), hat in Deutschland auch nach der Einführung des Euro das alleinige Recht, Münzen
auszugeben (Münzregal).

Metropoliten:
Das Amt des Metropoliten bezeichnet seit dem frühen Christentum einen Oberbischof, der einem Verbund von Bistümern vorsteht und seinen Sitz in einer Provinzhauptstadt hat.

Richerzeche:
Die Richerzeche bezeichnet die Gemeinschaft der Reichen und Mächtigen „rychen“ und hat nichts mit Richter zu tun.

Kontakt:

Freie Ritter zu Köln e.V.
info@freie-ritter-zu-koeln.de

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